Warum Descartes lesen?

Doxographische Schriften oder Zweitschriften zu Orginalen vereinfachen für Dritte die Rezeption. Die Schriften bergen das Risiko der Fehlerhaftigkeit; die Deutung der Zweiten kann fehlerhaft sein. Descartes wird einerseits als Philosoph des Geistes gefeiert, andererseits wird ihm die Trennung von Körper und Geist vorgeworfen, die zu übersteigertem Idealismus und einer kruden Theorie führt. Um dem zu entgehen ist es hilfreich, Descartes im Orginal zu lesen. Wobei diese „Orginale“ auch durch Übersetzung und Aktualisierung der Sprache selbst fehlerhaft sein können. Das scheint aber das kleinere Übel zu sein.
Ich lese Descartes im Seminar mit anderen.

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Besuchte Lehrveranstaltungen im SoSe 2022

Institut für Philosophie

  1. Descardes‘ Meditationen – Stefanie Grüne
  2. Die Rezeption chinesischer Philosophie in Europa – Hans Feger

Institut für Deutsche und Niederländische Philologie

  1. Friedrich Nietzsche – Text und Mythos – Friederike Günther
  2. Literaturtheorie in Texten – Michael Gamper

In Präsenz

Die Präsenz im Sommersemester stellt eine alte Frage neu: wie sind die Lehrveranstaltungen über die Woche zu verteilen? Tat sie es in der Vergangenheit unter der Regie der Effizienz tut sie es neu unter der Regie der Sicherheit. Die Veranstaltungen sind so zu legen, daß Fahrten zur Universität vermieden werden können; Dahlem ist weit entfernt von Kreuzberg und eine Hin- und Rückfahrt mit der U3 pro Woche sind ausreichend.
Zu Beginn des Semesters sieht das Gesundheitskonzept eine grundsätzliche Maskenpflicht in den Räumlichkeiten vor. Diese wird überwiegend eingehalten. Mit steigenden Temperaturen und Dauer des Semesters korreliert allerdings eine abnehmende Zahl der Maskenträgerïnnen. Situationen des Unwohlseins häufen sich.
Im Wintersemester werden sich Fragen der gesundheitlichen Sicherheit und der Verteilung der Lehrveranstaltungen über die Woche erneut stellen müssen.

Besuchte Lehrveranstaltungen im WiSe 2021/2022

Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaften

  1. Politische Theorie und Ideengeschichte – Bernd Ladwig
  2. Gender, Intersektionalität und Politik: Eine Einführung – Gülay Caglar

Kunsthistorisches Institut

  1. Die „alte Kunst“ Afrikas: Überblick und Einführung – Tobias Wendl

Friedrich-Meinecke-Institut

  1. Konfigurationen der Moderne. Deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis in die Gegenwart, 1870-2020 – Paul Nolte

Offener Hörsaal

  1. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit von der Antike bis zur Gegenwart – Diverse

Triggerwarnung zu rassistischer Sprache

In der deutschen Übersetzung des Buchs einer feministischen amerikanischen Wissenschaftlerin zur Genealogie von Rassismen wird das N-Wort gebraucht. Das Buch in deutscher Sprache erschien 1993. In Blackboard wird vor dem Lesen per Mail gewarnt und das Angebot gemacht den Inhalt der betreffenden Seiten in nichtrassisitscher Sprache zusammenzufassen und zu kommunizieren falls gewünscht. Die Lektüre dient als Vorbereitung zu einer Vorlesung. In der Vorlesung wird die rassistische Sprache nicht angesprochen, nicht problematisiert.

Ich erhielt so eine Warnung in vier Jahren Gasthörerdasein zum ersten Mal. Das Nichtthematisieren in der Veranstaltung verunsichert mich ein wenig. Sollte ich nachfragen?

Präsenz und Absage

Es wird ein Hybridsemester sein. Einige Präsenzveranstaltungen sind für Gasthörerïnnen geöffnet. Allerdings scheint die Koordination verbesserungswürdig zu sein. Bekomme für die einzige gewählte Präsenzveranstaltung eine Absage. Scheinbar wurde bei der Wahl der Räumlichkeit die Gasthörerïnnen vergessen.

Schade – aber das Weiterbildungszentrum zeigt sich kulant, ich kann eine andere Veranstaltung belegen und habe damit erneut vier Onlineveranstaltungen. Damit brauche ich nicht nach Dahlem zu fahren; in dunklen und ungemütlichen Herbst-/ Winterzeiten ist das auch eher unerfreulich.

Der Blick ins Vorlesungsverzeichnis WiSe 2021/2022

Der Blick ins neue ClassicVorlesungsverzeichnis für Gasthörerïnnen ist vor Überraschungen nicht gefeit. Ein neuer großer Block ist da – die Lateinamerikanistik. Die Veranstaltungen dazu sind sehr unterschiedlich: Gender, Digitalisierung, Geschichte, Kolonialismus u.a.. Biologie, Chemie, Geowissenschaften und Mathematik öffnen ebenfalls viele Veranstaltungen für Gasthörerïnnen; die Politikwissenschaften sind, wie immer, breit vertreten. Totalausfälle im Wintersemester sind Deutsche Philologie und Wirtschaftswissenschaften. Schade…

„Immersion des Schweigens“

Im Artikel „Jenseits des Hörsaals“ in der heutigen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wird der Germanist Till Breyer von der Ruhr-Universität Bochum zitiert, der von einer „Immersion des Schweigens“ in Onlineseminaren berichtet, die unangenehm sei. Er habe dann seinen Redeanteil deutlich erhöht. Diese ungute längere Stille in den digitalen Tools scheint nicht nur mir unangenehm zu sein; ich schrieb hier zweimal davon. Woher kommt nun dieses schlechte Gefühl, das sich im Seminarraum so nicht bemerkbar macht? Ob es mit dem Medium zu tun hat oder mit der rein physischen räumlichen Distanz der Teilnehmenden oder beidem oder etwas ganz anderem, darüber habe ich nicht nachgedacht. Bin gespannt ob es dazu eine Erklärung geben wird.

Besuchte Lehrveranstaltungen im SoSe 2021

Institut für Judaistik

  1. Geschichte der Juden im Mittelalter – Giulio Busi
  2. Jüdische Identität in der Moderne und Spätmoderne – Silvana Greco

Otto-Suhr-Institut

  1. Politische Theorie des Datenschutzes – Daniel Schulz

Department Wirtschaftsinformatik

  1. Entscheidungsunterstützungssysteme – Natalia Kliewer

Institut für Informatik

  1. (IT)-Sicherheit ganzheitlich denken – L. Gerhold, M. Wählisch, G. Wunder

Art-Programm: Vortragswelten

  1. Das Motiv der Jagd in der Kunstgeschichte – J. Maruhn, M. Vollmer, T. Hoffmann, R. Habel
  2. Der Zauber Asiens – Chinoiserie und Japonismus in Europa – B. Bode
  3. Deutschlandreise Architektur – R. Habel, M. Vollmer

Die Schüchternen

Ich sehe mich als Gasthörer in einer Position der Zurückhaltung, in einer Rolle als Zuhörer. Lehrveranstaltungen sind zuförderst für die Studierenden da, sie sind es die sich den Lehrstoff erarbeiten sollten, die die Chance haben sollten sich zu beteiligen, die die Diskussion führen sollten, sich einbringen sollten, die Honig aus der Kommunikation saugen sollten. Auch Präsenzveranstaltungen sehen unterschiedliche Beteiligung, es gibt (einzelne) Gesprächsführerïnnen und Schweigende. In den Onlineveranstaltungen fühle ich mich in einer zähen Gesprächssituation unbehaglich, insbesondere wenn es längere Zeiträume des Schweigens gibt. Ich gebe meine Zurückhaltung auf und melde mich öfter zu Wort als ich möchte. Das ist mir ebenfalls unangenehm aber vielleicht kann ich so zu ein wenig mehr Engagement anregen. Zudem hinterfrage ich die Position der Gasthörerïn als eine zu-hörende.